Lastschriftverfahren

Was ist das Lastschriftverfahren?

Ein Lastschriftverfahren ist eine Methode, bei der ein Zahlungsempfänger (z. B. Online-Händler oder ein Dienstleister) von einem Zahlungspflichtigen (z. B. ein Kunde) autorisiert wird, automatisch Geld von seinem Bankkonto abzubuchen. Im Wesentlichen gibt der Zahlungspflichtige seine Zustimmung, dass der Zahlungsempfänger das Geld einziehen darf. Das Verfahren ist ein weit verbreitetes Zahlungsinstrument und wird in vielen Bereichen genutzt, einschließlich Einkäufen, Versorgungsdienstleistungen oder wiederkehrenden Zahlungen für Mieten oder Abonnements. 

Es gibt zwei Arten von Lastschriftverfahren: das Einzugsermächtigungsverfahren und das SEPA-Lastschriftverfahren. Beim Einzugsermächtigungsverfahren gibt der Zahlungspflichtige dem Zahlungsempfänger die Genehmigung, das Geld von seinem Konto abzubuchen. Beim SEPA-Lastschriftverfahren (SEPA = Single Euro Payments) gibt es eine vereinheitlichte Abwicklung von Lastschriftverfahren im europäischen Raum, wodurch der Zahlungsverkehr zwischen verschiedenen Ländern erleichtert wird.

Funktionsweise des Lastschriftverfahrens

Die Funktionsweise des Verfahrens besteht aus verschiedenen Schritten. Zunächst vereinbaren Zahlungsempfänger (bspw. der Online-Händler) und Zahlungspflichtiger (z.B. der Kunde), dass der Zahlungsempfänger das Geld automatisch von dem Bankkonto des Zahlungspflichtigen abziehen darf. Diese Vereinbarung kann schriftlich oder elektronisch erfolgen.  

Anschließend zieht der Zahlungsempfänger das Geld von dem Bankkonto des Zahlungspflichtigen ab. Hierfür benötigt er die Kontodaten des Zahlungspflichtigen, wie die IBAN und den BIC, sowie die Genehmigung des Zahlungspflichtigen, das Geld von seinem Konto abzubuchen. Das Geld wird automatisch von dem Bankkonto des Zahlungspflichtigen abgebucht und auf das Konto des Zahlungsempfängers überwiesen. 

Der Zahlungsempfänger kann den Zahlungspflichtigen über die Abbuchung informieren, beispielsweise durch eine Rechnung oder eine Bestätigung per E-Mail. Wenn es Probleme mit der Lastschrift gibt, wie beispielsweise unzureichende Deckung auf dem Bankkonto des Zahlungspflichtigen, kann die Lastschrift von der Bank des Zahlungspflichtigen zurückgebucht werden. Es ist wichtig zu beachten, dass der Zahlungspflichtige das Recht hat, eine Lastschrift innerhalb von acht Wochen ohne Angabe von Gründen zurückzubuchen. Dies wird als Lastschriftrückgabe bezeichnet.

Voraussetzung für die Nutzung

Die Voraussetzungen für die Nutzung des Verfahrens hängen in erster Linie davon ab, ob es sich um eine einmalige oder um eine wiederkehrende Lastschrift handelt. 

Für eine einmalige Lastschrift gelten folgende Voraussetzungen: 

  • Der Zahlende muss dem Zahlungsempfänger eine Einzugsermächtigung erteilen. Diese Ermächtigung gibt dem Empfänger die Erlaubnis, den vereinbarten Betrag vom Konto des Zahlenden einzuziehen. 
  • Der Zahlende trägt dafür Sorge, dass auf seinem Konto ausreichend Geld vorhanden ist, um den eingezogenen Betrag zu decken. 

Für wiederkehrende Lastschriften gelten folgende Voraussetzungen: 

  • Auch hier muss der Zahlende dem Empfänger eine Einzugsermächtigung erteilen. Diese Ermächtigung gibt dem Empfangenden die Erlaubnis, die vereinbarte Summe vom Konto des Zahlenden einzuziehen. 
  • Der Zahlende muss zu jeder Zeit sicherstellen, dass auf seinem Konto ausreichend gedeckt ist. 
  • Der Zahlungsempfänger muss den Zahlenden mindestens einen Kalendertag vor dem vereinbarten Einzugstermin über den Einzug informieren. Die Information kann schriftlich oder elektronisch erfolgen. 

Es ist wichtig zu beachten, dass das Lastschriftverfahren nur von einem Girokonto aus genutzt werden kann. Eine Lastschrift von einem Sparbuch oder einer Kreditkarte aus durchzuführen ist nicht möglich.

Vorteile des Verfahrens

Das Zahlungsverfahren hat einige Vorteile, die es für Zahlende und Zahlungsempfänger attraktiv machen: 

  • Schnelligkeit und Bequemlichkeit: Die Lastschrift ist schnell und bequem, da der Zahlende den Betrag nicht selbst überweisen muss, sondern dieser automatisch vom Konto eingezogen wird, wenn der Zahlungsempfänger die Lastschrift sendet. 
  • Kein Vergessen von Zahlungen: Durch die automatische Einziehung des Geldbetrages besteht für den Zahlenden kein Überweisungsaufwand. Lastschriften eignen sich daher besonders gut für wiederkehrende Zahlungen, bei denen es leicht passieren kann, dass die Zahlung vergessen wird. 
  • Kostenersparnis: Das Verfahren kann für den Zahlenden auch kostengünstiger sein als andere Zahlungsmethoden, z.B. wenn keine Gebühren für Überweisungen anfallen. 
  • Sicherheit: Das Lastschriftverfahren ist in der Regel genauso sicher wie andere Zahlungsmethoden, da die Banken strenge Sicherheitsmaßnahmen haben, um Betrug zu verhindern.

Nachteile des Verfahrens

Es gibt auch einige Nachteile, die beachtet werden sollten: 

  • Risiko von fehlerhaften Lastschriften: Es kann vorkommen, dass der Zahlungsempfänger den falschen Betrag einzieht oder dass die Lastschrift aus anderen Gründen fehlerhaft ist. In solchen Fällen hat der Zahlende das Recht, die fehlerhafte Lastschrift zurückbuchen zu lassen. Dies kann jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein und zu Verzögerungen führen. 
  • Probleme mit der Einzugsermächtigung: Bei fehlerhaften Übertragungen der Einzugsermächtigungen oder Widerruf seitens des Zahlenden, kann es zu Verzögerungen und Problemen bei der Zahlung kommen. 
  • Keine Kontrolle über den Zahlungszeitpunkt: Da der Zahlungsempfänger den fälligen Betrag einzieht, wann er möchte, hat der Zahlende keine Kontrolle darüber, wann der Geldbetrag von seinem Konto eingezogen wird. Dies kann insbesondere bei knappen Finanzen problematisch sein. 
  • Verknüpfung eines Girokontos: Das Lastschriftverfahren kann nur von einem Girokonto aus genutzt werden. Es ist nicht möglich, eine Lastschrift von einem Sparbuch oder einer Kreditkarte aus durchzuführen. 
  • Gegebenenfalls zusätzliche Kosten: Manche Banken berechnen Gebühren für das Lastschriftverfahren, z.B. für die Übermittlung oder für die Rückbuchung von fehlerhaften Lastschriften. 
  • Eingeschränkte Rückbuchungsfristen: Wenn der Zahlende eine fehlerhafte Abbuchung zurückbuchen möchte, hat er in der Regel nur eine begrenzte Frist, innerhalb derer er dies tun kann. Wenn er die Frist verpasst, hat er keine Möglichkeit mehr, die Lastschrift zurückzubuchen. 
  • Mögliche negative Auswirkungen auf den Kredit-Score: Wenn der Zahlende bei wiederkehrenden Lastschriften sein Girokonto überzieht oder wiederholt Rücklastschriften hat, kann dies negative Auswirkungen auf seinen Kredit-Score haben. Dies kann dann wiederum dazu führen, dass er Schwierigkeiten hat, einen Kredit zu bekommen oder dass er höhere Zinsen zahlen muss.

Rechte und Pflichten von Zahlenden

Rechte von Zahlenden: 

  • Rückbuchung von fehlerhaften Lastschriften: Wenn der Empfänger einer Zahlung den falschen Betrag einzieht oder die Lastschrift aus anderen Gründen fehlerhaft ist, haben Zahlende das Recht, eine Rückbuchung einzuleiten. Sie müssen jedoch innerhalb einer begrenzten Frist handeln, um dieses Recht wahrnehmen zu können. 
  • Widerruf der Einzugsermächtigung: Zahlende haben das Recht, die Einzugsermächtigung jederzeit zu widerrufen. Dies bedeutet, dass der Zahlungsempfänger keine weiteren Beträge von dessen Konto einziehen darf. 

Pflichten von Zahlenden: 

  • Sorgfältige Prüfung der Rechnungen: Es ist wichtig, dass Rechnungen, die per Lastschrift beglichen werden, sorgfältig geprüft werden. Fehler müssen schnell geahndet werden, um die Rückbuchung veranlassen zu können. 
  • Aufrechterhaltung ausreichender Deckung auf dem Konto: Der Zahlende hat dafür zu sorgen, dass sein Girokonto ausreichend gedeckt ist, damit die Lastschriften problemlos eingezogen werden können. Wenn das Konto überzogen ist oder der Betrag nicht ausreichend ist, können Gebühren anfallen und es kann zu Problemen bei der Zahlung kommen.

Rechte und Pflichten von Zahlungsempfängern

Rechte von Zahlungsempfängern: 

  • Einziehung von Zahlungen: Empfänger haben das Recht, Zahlungen von dem Konto des Zahlenden einziehen zu lassen, solange eine gültige Einzugsermächtigung vorliegt. 
  • Erstattung von Rücklastschriften: Wenn der Zahlende eine Lastschrift zurückbucht, haben Empfänger das Recht auf Erstattung des Betrags, sofern die Lastschrift nicht fehlerhaft war. 

Pflichten von Zahlungsempfängern: 

  • Sorgfältige Überprüfung der Einzugsermächtigung: Es ist wichtig, dass Zahlungsempfänger die Einzugsermächtigung sorgfältig prüfen, bevor sie eine Lastschrift durchführen. Wenn die Ermächtigung nicht korrekt übertragen wurde oder wenn sie widerrufen wurde, dürfen keine Lastschriften durchgeführt werden. 
  • Korrekte Durchführung: Es ist wichtig, dass der korrekte Betrag und das richtige Datum für die Lastschrift festgelegt wurden. Wenn der Zahlende eine fehlerhafte Lastschrift zurückbucht, hat der Empfänger möglicherweise Schwierigkeiten, den Betrag zurückzuerhalten. 
  • Benachrichtigung des Zahlenden: Empfänger haben die Pflicht, den Zahlenden vor der Durchführung der Lastschrift über den Betrag und das Datum der Abbuchung zu informieren. Dies kann per Post, E-Mail oder über eine andere Form der Kommunikation erfolgen.

Beispiel für häufige Anwendungsfälle

Das Lastschriftverfahren wird häufig für regelmäßige Zahlungen verwendet, bei denen der Zahlungsempfänger den Betrag in festgelegten Intervallen vom Konto des Zahlenden einzieht. Hier sind einige Beispiele für solche Zahlungen: 

  • Abonnements: Viele Unternehmen bieten Abonnements an, bei denen regelmäßig ein Betrag vom Girokonto des Abonnenten eingezogen wird. Das könnte beispielsweise ein Streaming- oder Musik-Abo sein, bei dem der Betrag monatlich oder jährlich vom Konto eingezogen wird. 
  • Versicherungen: Viele Versicherungen bieten die Möglichkeit, Prämien per Lastschrift zu zahlen. Der Betrag wird dann in regelmäßigen Abständen vom Girokonto des Versicherten eingezogen. 
  • Strom- und Gasanbieter: Viele Strom- und Gasanbieter bieten an, die Rechnung per Lastschrift zu begleichen. Der Betrag wird dann nach Erhalt der Rechnung vom Girokonto des Kunden eingezogen. 
  • Internet- und Handy-Dienstleister: Auch Internet- und Handy-Dienstleister bieten oft die Möglichkeit an, die Rechnung per Lastschrift zu begleichen. Der Betrag wird dann in regelmäßigen Abständen vom Girokonto des Kunden eingezogen. 
  • Miete und andere regelmäßige Zahlungen: Auch die Miete oder andere regelmäßige Zahlungen wie z.B. Kreditraten oder Hypothekenzahlungen können per Lastschrift beglichen werden.